Alexandra, du bist die SPD-Bundestagskandidatin für Pankow. Was motiviert Dich?
Pankow ist die Heimat meiner Familie, wie auch von 50.000 weiteren Familien. In keinem Bezirk leben mehr Kinder als hier. Ich möchte im Bundestag dafür einstehen, dass Pankow ein lebenswerter Ort für Jung und Alt bleibt.
Welche Unterstützung brauchen Familien?
Wohnraum in Pankow ist knapp und teuer. Durch eine scharfe Mietpreisbremse, mehr Rechtsschutz bei Eigenbedarfskündigungen und bedarfsgerechten Wohnungsbau möchte ich unseren Familien den Rücken stärken. Darüber hinaus müssen die Lebenskosten sinken.
Die Preise steigen…
Ja, das merken vor allem Rentner und Beschäftigte mit kleinen und mittleren Einkommen. Die SPD möchte die Mehrwertsteuer für Lebensmittel senken. Das ist eine gezielte Entlastung. Die direkt im Geldbeutel ankommt. Die Union dagegen lehnt das ab und möchte viel lieber Besserverdienende unterstützen. Das halte ich für falsch.
Das Thema Rente ist ein wichtiges Wahlkampfthema. Was plant die SPD?
Damit die Rente nicht sinkt, will die SPD das Rentenniveau bei 48 Prozent absichern. Das ist an der FDP in dieser Regierung gescheitert. Klar ist auch: Eine Anhebung des Renteneintrittsalters darf es nicht geben. Die Union schreibt ja in ihrem Grundsatzprogramm davon, dass das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung gekoppelt werden soll. Gerade für hart arbeitende Menschen in Pflege, Handwerk oder Industrie käme das einer Rentenkürzung gleich. Denn wer hart schuftet, hat schon jetzt Schwierigkeiten ohne Abschlag das Regeleintrittsalter zu erreichen.
Alexandra, du bist gelernte Arbeitsrechtlerin. Wie beeinflusst das deine politische Arbeit?
Ich habe einen hohen Gerechtigkeitssinn und stehe dafür ein, dass Menschen in der Arbeitswelt fair behandelt werden. Erst kürzlich berichtete mir ein Auszubildender einer großen Hotelkette, dass er dazu angehalten wird, unbezahlte Mehrarbeit zu leisten. Das geht nicht.
Was hast du ihm geraten?
In die Gewerkschaft einzutreten, in diesem Fall die NGG und dort kostenfreie Beratung einholen. Die Gewerkschaften setzen in Deutschland gute Arbeitsbedingungen mit Tarifverträgen durch. Das will ich politisch unterstützen.
Was kann die Politik tun?
Ganz einfach: Wer staatliche Aufträge bekommen möchte, muss nach Tariflöhnen bezahlen. Das sorgt für mehr Einkommen und Urlaubstage und sichert der öffentlichen Hand zugleich mehr Steuereinnahmen für Schulen oder Infrastruktur. Es ist für mich widersinnig, dass der Staat nach dem „Billig“-Prinzip Dumping-Löhne subventioniert. Schluss damit!
Die SPD wollte dies bereits in der Ampel-Regierung durchsetzen.
Ja und die FDP hat dies blockiert. Das ist auch ein Grund, warum diese Regierung geplatzt ist. Deswegen ist jede Stimme mehr für die SPD eine Stimme für gute Löhne in der kommenden Bundesregierung. Gute Tariflöhne für alle und eine weitere Anhebung des Mindestlohns, damit Arbeit nicht arm macht. Es war die SPD, die überhaupt aller Widerstände zum Trotz den gesetzlichen Mindestlohn in Deutschland eingeführt hat. Das macht mich als Sozialdemokratin stolz und darauf möchte ich im Bundestag aufbauen.
Pankow ist Dein Zuhause. Was sind Deine Lieblingsorte hier im Kiez?
Ich habe lange im Kissingenviertel gelebt und bin gerne mit meinen Kindern im Kissingenstadion. Nicht viele wissen, dass es 1951 für die Weltfestspiele errichtet wurde. 8000 Plätze, wirklich beeindruckend. Was ich mag, ist, dass hier sowohl Vereine ihre Heimat finden, aber auch Jung und Alt hier Sport machen können: Joggen oder Kraftsport an den Geräten. Es ist gut, dass wir solche Orte haben, die für Alle da sind. Ein Fitnessstudio kann und will sich nicht jeder leisten und gerade in Vereinen wird das gelebt, was in der Politik oft als „gesellschaftlicher Zusammenhalt“ beschworen wird.
Du kommst aus dem Vereinssport…
…Ja, so bin ich aufgewachsen. Meine Mutter hat mich schon früh in die Handballhalle geschleppt. Mehrmals die Woche Training und jedes Wochenende Spiel, bis in die erste Damenmannschaft. Als Halb-Linke war ich vor allem für die Tore zuständig. Ich bin daher schon immer recht angriffslustig und weiß mich im gegnerischen Terrain zu behaupten. Leider musste ich nach meinem zweiten Kreuzbandriss das Handballspiel aufgeben. Aber die Freundschaften von damals sind noch bis heute stark.
Und derzeit?
Derzeit spiele ich in der Damenmannschaft des TC Medizin Buch Tennis. Mein Bewegungsradius ist durch meine Knieverletzung zwar eingeschränkt, aber ich versuche durch harte und präzise Schläge das auszugleichen, was mir an Laufmöglichkeiten fehlt (lacht). Was mir wichtig ist: Ich möchte, dass meine Kinder auch mit einem starken Gemeinschaftsgefühl aufwachsen. Das geht am besten über den Vereinssport. Meine Tochter spielt Fußball. Eine Zeitlang stand ich als Betreuerin hier an der Seitenlinie. Ich mag einfach das Vereinsumfeld, indem jede und jeder seinen Teil zum Ganzen beiträgt, egal ob am Kuchenstand oder in der Betreuung. Pankow hat wirklich viele tolle Sportvereine, Traditionsvereine und neue Familienvereine, bei denen für alle Generationen Sport angeboten wird. Ich möchte all diese Vereine unterstützen.
Vereine brauchen vor allem intakte Sportstätten.
Ja, hier ist auch viel passiert, aber mir macht Sorgen, dass hier künftig aus falschem Sparzwang heraus der Rotstift angesetzt wird. Wir müssen auch in Zukunft stark in unsere Hallen und Plätze investieren. Bestehende Sportstätten müssen saniert, neue für den wachsenden Bezirk gebaut werden. Wir müssen einfach in unser Gemeinwohl investieren. Die vor allem von CDU und FDP propagierte Sparpolitik schadet unserer Gesellschaft. Denn nur Reiche und Wohlhabende können sich einen schwachen Staat leisten.
An der Finanzpolitik ist maßgeblich die Ampel-Regierung zerbrochen.
Ja, hier prallen einfach politische Welten aufeinander. Die SPD steht dafür, dass wir in unsere Zukunft investieren und dafür auch Kredite aufnehmen. Also das tun, was jedes zukunftsorientierte Unternehmen auch tut. Um auch künftig wettbewerbsfähig zu sein, muss man stetig in neue Maschinen und Anlagen investieren. Das Geld hat man nicht auf der hohen Kante liegen, sondern muss man sich leihen. Das sind keine Schulden, sondern das schafft Gewinne in der Zukunft. Der Staat hat es über Jahrzehnte vernachlässigt in Brücken, Straßen und Schienen zu investieren. Das rächt sich heute bitter. Berufspendler merken es jeden Tag im Stau oder durch Verspätungen mit der Bahn, weil einfach das Schienennetz marode ist. So geht es nicht weiter!
Was muss getan werden?
Wir brauchen mehr Zukunftsinvestitionen, und zwar im ganz großen Umfang. Die CDU leugnet das und will stattdessen lieber am Sozialstaat und bei der Rente kürzen. Wir dürfen aber Zukunft und Sicherheit nicht aufs Spiel setzen. Das schadet unserem Land!